Zwei der drei Hausärzte in den Berggemeinden gehen bald in Pension. Dank einer innovativen Idee soll die Grundversorgung gesichert bleiben.
Von Daniela Haag, erschienen im März 2011 in Tagesanzeiger und Zürichsee-Zeitung
Hirzel/Hütten/Schönenberg – Die drei Allgemeinpraktiker Walter Grubenmann, Ruedi Baumann und Christian Morello betreuen seit vielen Jahren die Patientinnen und Patienten von Hütten, Schönenberg und Hirzel von der Geburt bis zum Tod. Sie kennen deren Krankengeschichte, sie leisten Notfalldienst, gehen auf Hausbesuch.
Eine solch umfassende medizinische Grundversorgung ist nicht selbstverständlich, vor allem nicht in einem ländlichen Gebiet. Denn es gibt in der Schweiz zu wenig Allgemeinpraktiker, und viele von ihnen werden bald pensioniert. So auch der Hausarzt Walter Grubenmann. Er führt seit 1982 eine Praxis, vor 16 Jahren hat er sich in Schönenberg niedergelassen. In drei Jahren möchte er sich zur Ruhe setzen. Ebenso Ruedi Baumann. Er praktiziert seit 29 Jahren im Hirzel und will noch vier Jahre weitermachen.
Grundversorgung absichern
Den drei Hausärzten ist es ein grosses Anliegen, dass die medizinische Grundversorgung im Berg weiterhin sichergestellt ist. Sie gründen deshalb eine Praxisgemeinschaft. Die «Bergpraxis» kommt im Alterszentrum Spyrigarten im Hirzel zu liegen. Dort wurde eine Grosswohnung frei, nachdem der Erweiterungsbau fertiggestellt wurde. Die Hausärzte suchten intensiv nach einem Standort in der geografischen Mitte, in Schönenberg. Sie fanden aber keine passende Lokalität. Der Spyrigarten sei für die Patienten von Schönenberg und Hütten in wenigen Minuten zu erreichen, sagt Grubenmann. Es stünden genügend Parkplätze zur Verfügung, und die Postauto-Haltestelle sei nah.
Im Herbst werden Christian Morello und Ruedi Baumann ihre Praxis vom Chalbisauweg in den Spyrigarten verlegen. Walter Grubenmann wird Mitte 2012 dazustossen. Die drei Hausärzte sind zuversichtlich, mit der Bergpraxis die drohende Versorgungslücke abwenden zu können. «Es gibt kaum noch Hausärzte, die alleine eine Praxis führen wollen», sagt Walter Grubenmann.
Christian Morello, der seit neun Jahren mit Ruedi Baumann die Praxis im Hirzel führt, bestätigt dies: «Die Zeit des einsamen Kämpfers, der sich ganz seiner Arbeit verschreibt und nach dem sich die Familie und die Partnerin richten müssen, ist vorbei.» In einer Praxisgemeinschaft werde der Arztberuf wieder attraktiver. Die Ärztinnen und Ärzte könnten ihre Arbeitszeit im Team flexibel gestalten und einteilen. Trotzdem seien lange Öffnungszeiten möglich. Geplant ist, dass die Bergpraxis an sechs Tagen geöffnet ist.
Ein weiterer Vorteil ist die gegenseitige Vertretung. Ist ein Arzt abwesend, behandelt der Kollege oder die Kollegin seine Patienten während der Abwesenheit. Auch fachlich können sich die Ärzte in einer Praxisgemeinschaft einfach austauschen. «Wir holen uns jetzt schon gegenseitig ins Sprechzimmer, um eine zweite Meinung einzuholen», sagt Christian Morello.